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1. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 19

1910 - Regensburg : Manz
Unterdrückung des Aufstandes. 19 und zeigten ihm, daß sein Ansehen bei dem Volke nur unter gewissen Bedingungen alles vermöge. Daher zog er nun in gleicher Heftigkeit gegen sie los, wie gegen alle, die ihm Widerstand leisteten. Er erließ eine Schrift, deren Titel schon genugsam auf Inhalt und Ton schließen läßt: „Wider die räuberischen und mörderischen Bauern." Darin sagt er unter anderm: „So soll nun die Obrigkeit hie getrost vordringen und mit gutem Gewissen dreinschlahen, weil sie eine Ader regen kann. Denn hie ist das Vorteil, daß die Bauern böse Gewissen und unrechte Sachen haben, und welcher Bauer darüber erschlagen wird, mit Leib und Seele verloren und ewig des Teufels ist." Aber die darin vorwaltende Härte und Aufmunterung der Obrigkeit, der Rache freien Lauf zu lassen als Gottes Dienerin, erregte selbst das Mißfallen und den Tadel der Katholiken. Denn solcher Aufmunterungen, nur dreinznschlagen, bedurften die Fürsten und ihre Feldherren keineswegs, weder der Herzog Anton von Lothringen noch Georg Truchseß, Feldherr des schwäbischen Bundes, noch der Bischof Konrad von Würzburg. Der Kurfürst Ludwig von der Pfalz soll noch am mensch- Ermordung eines Ritters durch aufrührerische Bauern. Nach einem Holzschnitt aus Schüufeleitts Trostspiegel. lichsten gehandelt haben. Herzog Anton von Lothringen unterdrückte den Aufstand im Elsaß, indem er 6000 Bauern in dem Dorfe Luppenstein überfiel und zusammenhauen ließ und bald darauf (17. Mai 1525) das Hauptheer bei Elsaß-Zabern zur Übergabe nötigte. Die ausmarschierenden entwaffneten Bauern wurdeu gegen die Kapitulation niedergemetzelt. Ihr Ruf: „Es lebe Luther!" und der Streit eines Lothringers mit einem Bauern, der seinen Geldbeutel hergeben sollte, werden als die Ursache der gebrochenen Kapitulation angegeben. Endlich schlug er sie noch den 20. Mai anf seinem Rückwege bei Saarweiler. Georg Truchseß aber überwand die schwäbischen Insurgenten den 12. Mai bei Böblingen im Württenv bergischen. Als ihm hierauf Weinsberg wieder in die Hände fiel, ließ er es niederbrennen. Dasselbe Schicksal traf noch viele Dörfer der Umgegend. Der Kurfürst von der Pfalz reinigte zuerst das Bistum Speier; hierauf verband er sich mit dem schwäbischen Heere und unterwarf Franken, besonders das Bistum Würzburg. Auch unter ihm wurde gesengt und geplündert und gemordet. In der Schlacht von Königshofen zwischen Würzburg und Weins- 2*

2. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 76

1910 - Regensburg : Manz
76 Es galt, den Kaiser gefangen zu nehmen. Karl entkommt. falls ihr Unternehmen zu unterstützen. Allein Rat und Bürgerschaft wiesen nach gemeinsamem Beschluß das Begehren um Eiulaß oder um Geld und Munition zurück. Sofort schloß die getreue Stadt die Tore und führte ihre trefflichen Gejchütze auf die Wälle. Einige leichte Angriffe wurden ohne Mühe zurückgeschlagen. Dies kam den Fürsten sehr unerwartet. Da nun zugleich die Nachricht anlangte, daß auch Nürnberg, welches ihnen bei dem Zuge durch Franken eine starke Geldsumme bezahlt hatte, um den Angriff abzuwenden, jede weitere Teilnahme verweigere, entstand Zwist in dem Lager. Nach unmenschlicher Verwüstung des Gebietes von Ulm trennten sich die Fürsten. Markgraf Albrecht zieht ab, um auf eigene Faust die reichen Klöster und Stifte Schwabens auszuplündern. Der junge Landgraf Wilhelm von Hessen und Georg von Mecklenburg rücken mit dem Hauptheere die Donau hinauf in den Hegan, um die französischen Hilfsgelder in Empfang zu nehmen. Moritz folgt einer Einladung dortig Ferdinands nach Linz. Dieser, welcher seinem kaiserlichen Bruder sich wieder genähert hatte, vermochte dem Kaiser nicht augenblicklich Beistand zu leisten, weil er selbst durch den Türkenkrieg hart bedrängt war. Es kam darauf an, Zeit zu gewinnen. Bei der Unterredung am 18. April wurde zwar nicht viel entschieden, jedoch am 1.' Mai ein förmlicher Abschied aufgerichtet, daß sie am 26. Mai wieder zusammenkommen und die übrigen Kurfürsten nebst andern Bischöfen und Fürsten dazu einladen sollten. Von dem 11. Mai habe Waffenstillstand einzutreten. Ferdinand reiste zu seinem Bruder nach Innsbruck, um das Weitere zu besprechen. Bei einem solchen Unternehmen aber, wie das des Kurfürsten von wachsen war, bringt Zögern das sichere Verderben; denn es läßt den Unentschiedenen Zeit, siel) ans das rechte Verständnis der Dinge zu besinnen. Das begriff auch Moritz. Er gedachte, durch einen verräterischen Handstreich das Verlorne wieder zu gewinnen. Als er zu Gundelfingen an der oberen Donau wieder mit seinen Verbündeten zusammentraf, nahmen sie den vierzehntägigen Waffenstillstand zwar an, bestimmten aber auf sein Betreiben einseitig und heimlich, daß derselbe erst am 26. Mai zu beginnen habe. Am 12. Mai brach das Heer von Sauingen aus. Es handelte sich um nichts Geringeres, als den Kaiser, seinen ganzen Hof und den römischen König zu Innsbruck durch einen Überfall gelangen zu nehmen; denn dann ließen sich auch Bedingungen nach Belieben aufstellen. Über Kaufbeuren und Füssen rückten die Verbündeten vor Reutte. Die Bewaffneten, welche die Zugänge zu verteidigen versuchten, meistens Landvolk, wurden auseinandergesprengt. Allein der ^rt selbst hielt sich und der Angriff am 18. Mai kostete wieder Verluste. Dagegen gelang es am folgenden Tage Georg von Mecklenburg, die Ehrenberger Klause zu erstürmen. Das hohe, auf steilen Bergen erbaute Bergschloß konnte aber nicht gewonnen werden. Die Besatzung der Klause, neun Fähnlein, wurde gefangen. Daß Ehrenberg zu dem Gebiete des Königs Ferdinand gehörte, mit dem Moritz in Frieden und Vertrag stand, kümmerte ihn wenig. Lag doch jetzt der Weg nach Innsbruck offen, auf dem seine Genossen siegreich vor- drangen, während er selbst noch einen Tag lang durch die Empörung des Reifenbergischen Regiments aufgehalten wurde, welches seinen Sturmsold forderte. Am 22. Mai erreichte er seine Verbündeten zu Zirl, tags darauf zog er in Innsbruck ein. Bereits am 19. Mai war daselbst die Kunde von dem Anmarsche der Verbündeten angelangt. Noch an demselben Abend um neun Uhr brach Karl V. mit seinem Bruder und einem kleinen Gefolge auf. Die Nacht war kalt und schaurig, auf den Hochgebirgen lag noch Schnee. Der Kaiser, an Gichtschmerzen leidend, wurde von seinen Soldaten in einer Sänfte über Matrei über den Brennerpaß getragen. In Brunecken hielt der Kaiser einige Rast; von da machten sich die Brüder durch das Pustertal ans nach Villach in Kärnten und hier befand sich der Kaiser in vollständiger Sicherheit.

3. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 122

1910 - Regensburg : Manz
122 Zug der Türken gegen Cypern. Marco Antonio Bragadino. Der 1540 zwischen Venedig und der Pforte geschlossene Friedensvertrag war noch nicht abgelaufen. Selim Ii. fehlte jeder ernstliche Vorwand, ihn zu brechen. Da legte der Sultan dem Großmufti die Frage vor, ob ihu der Vertrag wirklich zwinge, mit den Venetianern Frieden zu halten. Der Hohepriester gab zur Antwort, daß ein mohammedanischer Fürst mit Ungläubigen einen Frieden nur schließen dürfe, wenn die Mohammedaner daraus Vorteil zögen. „Wenn dieses Ziel nicht erreicht ist," schloß der Fetwa, „so kann der Friede nicht durch das Gesetz bestätigt werden." Der Kriegszug gegen Cypern wurde auf diese Weise mit einem Meineide begonnen und schloß mit einem Meineide. Zuerst sollte Nikosia genommen werden. Sieben Wochen dauerte die Belagerung. Zwei Stürme waren schon abgeschlagen, im dritten, am Feste Mariä Himmelfahrt, hatten die Christen den Verlust mehrerer Offiziere zu beklagen; aber am 9. September wurden die vier Bollwerke erstürmt. Die Verteidigungsmannschaft zog sich auf den Platz znrück, die Einwohner warfen sich den Türken um Erbarmen flehend zu Füßen, aber sie wurden unbarmherzig niedergemetzelt. Noch hielt der Proveditore Dandalo im Regieruugspalaste aus, da sandte der Pascha einen Mönch mit der Zusicherung, es würde ihnen das Leben gelassen, wenn sie sich gutwillig ergäben. Die Waffen wurden niedergelegt; aber beim Herausgehen des Mönches drangen die Türken ein und hieben alles nieder. Viele Frauen stürzten sich von den Dächern, viele erdolchten ihre Töchter, um deren Unschuld zu retten, eine zuerst ihren Sohn mit dem Ausrufe: „Sollst du als Sklave zum Lotterbuben werden?" und dann ermordete sie sich selbst. 20,000 Schlachtopfer bluteten unter der Mord-luft der Eroberer. Nun brachen die Türken gegen Famagusta auf. 74 Kanonen richteten ihr Feuer gegen die Stadt. Befehlshaber in Famagusta war Mareo Antonio Bragadino, Generalkapitän Baglioni, Zahlmeister des Heeres Quirini, Martenengo leitete das Feuer der Belagerten. Sechs Stürme waren nicht imstande, den Mut der 7000 streitbaren Männer, welche die Verteidigung führten, zu brechen. Als aber der siebente begonnen werden sollte, fanden sich in der Festung nur mehr sieben Fässer Pulver. Man unterzeichnete also schweren Herzens die Kapitulation, als deren Bedingungen der freie Abzug der Belagerten mit Hab und Gut und Schonung für Ehre, Eigentum und Leben der Zurückbleibenden verbürgt waren. Binnen drei Tagen war die Stadt geräumt, am vierten begaben sich die vier obersten Führer, Bragadino mit rotem Sonnenschirm, in Purpur gekleidet, dann noch andere zehn der Kriegshauptleute ins türkische Lager. Der Empfang war freundlich; aber alles wurde plötzlich anders, als Mustafa für die Schiffe, welche die Besatzung nach Candia führen sollten, den jungen Quirini als Geisel begehrte und Bragadino standhast und entschieden dies verweigerte. Mustafa brach in Schimpf und Fluch aus, befahl, alle zu binden und vor das Zelt zu führen. Draußen werden sie in Stücke gehauen, Bragadino aber einstweilen Ohren und Nase abgeschnitten. Erst am zehnten Tage danach wurde der christliche Held auf einen Sessel gesetzt, mit einer Krone zu seinen Füßen, auf eine Segelstange ausgezogen und ins Wasser getaucht. Dann hängte man ihm zwei Körbe an den Hals, die er, mit Erde gefüllt, auf die beiden Basteien tragen mußte, um an der Wiederherstellung derselben mitzuarbeiten. Endlich wurde er auf den Platz vor dem Paläste der Signoria geführt, an den Schandpfahl des Prangers gestellt, zur Erde geworfen und lebendig geschunden. „Wo ist dein Christus, daß er dir jetzt helfe?" rief ihm der Seraskier zu. Ohne Klagelaut betete Bragadino inmitten der Todespein laut das Miserere, und als er die Worte gesprochen: „Ein reines Herz schaffe in mir, o Gott!" gab er den Geist auf. 300 Christen, die sich im Lager befanden, wurden niedergemacht. Nicht zufrieden befahl der Seraskier, den Körper Bragadinos zu vierteilen und die Stücke desselben au die vier Stückbette zu heften, die ausgestopfte Haut aber zum Spott im Lager

4. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 143

1910 - Regensburg : Manz
Die Wassergeusen nehmen Briel. Ludwig und Wilhelm rücken an. Vernichtungskrieg. Herzog sein Vorhaben aus und ließ namentlich in Brüssel, wo sich die meisten Beamten und eine bedeutende Kriegsmacht befanden, den zwanzigsten und den zehnten Pfennig mit Strenge erheben; aber die Brüsseler leisteten kräftigen Widerstand, die Gilden hörten auf zu arbeiten, die Läden wurden geschlossen und niemand kaufte oder verkaufte Waren, so daß die Hoffnung des Herzogs vereitelt wurde. Alba schickte sich an, Rache zu nehmen, als plötzlich die Nachricht eintrifft, daß die Wassergeusen sich der kleinen, aber festen Seestadt Briel bemächtigt hätten. Bis dahin hatten die Korsaren, von spanischen Schiffen verfolgt, in den Häfen Englands eine Zuflucht gefunden. Als aber auf Albas Verlangen Elisabeth im März 1572 ihren Untertanen verbot, den Freibeutern Fleisch, Brot oder Bier zu verabreichen, beschlossen die Wassergeusen einen Überfall an den Küsten Nordhollands. Der Wind trieb sie in die Maas und so überraschten sie Briel. Nun ließ der Herzog für den Augenblick seine Rachepläne ruhen und sandte eiligst Truppen unter Maximilian von Bossu nach Briel, um die Wassergeusen zu vertreiben. Allein Wilhelm van der Mark hatte sich dort bereits festgesetzt, steckte einige Schiffe der Spanier in Brand und nötigte diese, die Belagerung aufzugeben. Dies war das Zeichen zum Abfall für viele holländische Städte; sie erklärten sich plötzlich sür die Geusen gegen Spanien. Während die Geusen iu Holland Albas Macht so nachdrücklich bekämpften, überschritt Ludwig von Nassau mit einigen französischen protestantischen Truppen die südliche Grenze und überrumpelte Mons. Alba rückte ihm persönlich entgegen und schlug die Truppen, die ihm Hilfe bringen wollten. Unterdessen zog Wilhelm von Dramen aus Deutschland nach Limburg und Brabant mit mehr als 20,000 Mann und besetzte binnen kurzem viele Städte. Überdies verbreitete sich jetzt das Gnicht, Coligny schicke sich an, mit einem beträchtlichen Heere in die Niederlande einzufallen. Auf allen Seiten sah sich also der Herzog von gefährlichen Feinden umringt. Da rettete ihn ein unerwarteter Vorfall aus der unangenehmen Lage. c In der Nacht vom 23. auf den 24. August 1572 wurden die Hugenotten in Paris und dann in vielen Städten Frankreichs überfallen und ermordet. Dies beraubte die Geusen der Hilfe, welche sie aus Frankreich erwartet hatten. Wilhelm von Dramen, der bis Mons vorgedrungen war, konnte seine Truppen nicht länger bezahlen und hatte große Mühe, Gehorsam für seine Befehle zu finden. Auf der andern Seite entmutigte ihn die Überzeugung, daß Belgien seiner Sache wenig geneigt sei und daß er irrtümlich aus die Teilnahme der südlichen Provinzen gerechnet habe. Nach einer langen und hartnäckigen Belagerung übergab Ludwig von Nassau die Stadt Mons dem Herzog von Alba unter sehr vorteilhaften Bedingungen. Alle Geusen der Besatzung und die Edeln, die bei ihnen waren, durften mit fliegenden Fahnen und brennenden Lunten abziehen samt dem Kriegsvorrat und Troß. Alba glaubte nun günstige Gelegenheit zu haben, die Empörung durch entscheidende Schläge unterdrücken zu können, und ließ die Zeit nicht unbeuützt verstreichen. Gleich nach der Übergabe von Mons zog fein Heer nach den holländischen Provinzen und plünderte unterwegs Mecheln, weil dessen Einwohner Wilhelm von Dramen aufgenommen hatten. Darauf belagerte er Zütphen, überwältigte es binnen wenigen Tagen und gab es der Plünderung preis. Friedrich von Toledo, der Sohn des Herzogs, verhängte ein noch grausameres Schicksal über die Stadt Naarden, deren Bewohner unbarmherzig ermordet wurden. Es war ein blutiger Vernichtungskrieg aus beiden Seiten. Die Geusen übten die grausamste Rache an den Katholiken und namentlich an Priestern und Mönchen, von denen viele in Leyden, Eukhuizeu, Alkmaar und Gorkum niedergemacht wurden. In Gorkum nahmen sie unter dem Befehle Wilhelms van der Mark 19 Priester und Mönche gefangen, ließen die-

5. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 115

1910 - Regensburg : Manz
Eroberung von Rhodus. 115 Von dem Sultan aufgefordert, ihm die Insel zu übergeben, würdigte ihn der Großmeister keiner Antwort und bereitete sich zum Widerstände vor. Am 28. Juli 1522 erschien der Padischah an der Spitze von 100,000 Kriegern auf 300 Fahrzeugen jeder Größe vor Rhodus; er führte 300 Kanonen mit sich, darunter zwölf, die Steinkugeln von 4 m Umfang gegen die Stadt schleuderten. Es war die ganze türkische Macht aufgeboten, um 600 Ritter, unterstützt von 6000 Mann regulärer Truppen, zu besiegen. Die Kriegsgeschichte keines Volkes weist einen Kampf auf, der mit der Verteidigung von Rhodus zu vergleichen wäre. Unsterblichen Ruhm erstritt sich der Großmeister Philipp Villiers de l'jsle d'adam in dem verhängnisvollen Ringen zwischen dem Halbmond und dem Kreuze. Sechs Monate widerstanden die Ritter den gewaltigen Stürmen der Türken. Alle Bewohner der Insel, Männer und Frauen und Jünglinge und Jungfrauen, gingen mit feurigem Mute in den Kampf. Eine griechische Frau sah ihren Gemahl, von Kugeln durchbohrt, auf den Wüllen der Stadt hinsinken; voll Verzweiflung eilt sie nach Hause, macht das Zeichen des Kreuzes aus die Stirne ihrer beiden Töchter und nimmt ihnen das Leben, indem sie ausruft: „Jetzt, Engel Gottes, werdet ihr nicht von unreinen Händen befleckt werden." Dann hüllt sie sich in den blutigen Mantel ihres Gatten, ergreift sein Schwert, stürzt sich in das wildeste Kampfgewühl und stirbt den Tod einer Heldin. Schon waren 80,000 Türken erlegen. Soliman befahl auf den 30. November einen letzten ^Lturm und verlor abermals 15,000 Mann. L'jsle d'adam stand geharnischt auf der Siegerbastion, in der einen Hand das Schwert, in der andern die Orislamme; er mußte den fliehenden Türken wie ein Vernichtungsengel oder wie der Genius der Schlacht und des Ruhmes erscheinen; sie verzweifelten einen Augenblick an dem Siege. Schon wollte Soliman die Belagerung aufgeben, als zwei Verräter, ein jüdischer Arzt und Andrea d'amaral, ein portugiesischer Ritter und Großkanzler des Ordens, dem Padischah Nachricht von dem traurigen Zustande der c^tadt brachten. Ihre vom Geschütze der Türken halb zusammengeschossenen Wälle konnten neuen Angriffen nicht widerstehen. Alle Ritter bis auf 200 waren gefallen; es fehlte an Mundvorrat und Munition. Der Verrat des Juden war erwiesen, er wurde von den Belagerten gevierteilt; d'amaral behauptete trotz der Folter seine Unschuld, aber der Lrdensrat sprach das Todesurteil, er wurde auf der Stelle enthauptet. Einst hatte er nach der Großmeifterwürde gestrebt; doch L'jsle d'adam war ihm vorgezogen worden. 3tele d Adam wird der letzte Großmeister von Rhodus sein" hatte damals der Portugiese gerufen. Dieses von Neid eingegebene Wort brachte ihm Verderben; nur das entschiedene Leugnen d Amarals angesichts des Todes läßt noch einen Zweifel über die Richtigkeit der Beschuldigung zu. Der baldigen Erobernng von Rhodus sicher, wollte der Sultan in einer Anwandlung von Großmut der unglücklichen Stadt die Greuel einer Erstürmuug ersparen und schlug dem Großmeister eine Kapitulation vor. Entschlossen, lieber zu sterben, als sich zu ergeben, wiesen^ L Jsle d'adam und seine Ritter die Anträge Solimans zurück; allein die Bewohner von Rhodus, außer sich über die schrecklichen Leiden, die ihrer warteten, bestürmten den Großmeister mit tränen, Erbarmen mit ihnen zu haben und die Kapitulation anzunehmen. >zhrem Flehen nicht nachgeben hieß sie einem sicheren Tode weihen. „Ach, nicht die Ritter kapitulieren, rief l ^sle d'adam mit wehmütiger Stimme, „sondern Frauen, Greise und Kinder, deren Blnt auf mein Haupt fallen würde." Er streckte die Waffen und begab sich in das Zelt Solimans; der Türke pries seine Tapferkeit: „Hätte ich so wackere Krieger wie du, ich würde sie höher schätzen als eines meiner Königreiche. Tröste dich, es ist das schon das Geschick der Herrscher und Eroberer, wie wir sind, abwechselnd Städte und Provinzen 8*

6. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 117

1910 - Regensburg : Manz
Die Türken vor Wien. 117 Wegen der Nähe des Winters trat er Ende September den Rückzug an, ohne auch nur Besatzungen in Ofen und den andern eroberten Plätzen außerhalb Syrmiens zurückzulassen. Aber schon nach zwei Jahren, am 10. Mai 1529, brach er wieder von Konstantinopel aus, setzte vom 10. bis zum 15. August oberhalb Esseg über die Drau und langte am 3. September vor den Mauern Ofens an. In der Ofener Burg wurde der Woiwod von Siebenbürgen Johann Zäpolya, der Gegner des Königs Ferdinand in seinen Ansprüchen auf die Krone Ungarns, durch den zweiten Befehlshaber der Janitscharen auf den ungarischen Thron gesetzt, der Sultan selbst aber zog gegen Wien. Schon am 21. September erschienen die Akindschi oder sogenannten Renner und Brenner, eine irreguläre Reitertruppe in der Stärke von 30,000 Mann, die ohne Sold, bloß um Beute dienten und wie ein verheerender Heuschreckenschwarm, alles mit Mord und Brand verwüstend, das offene Land heimsuchten, vor der Hauptstadt Österreichs. Am 27. kam der Sultan selbst an und schlug im Südosten der Stadt sein Lager aus. Man schätzte die Zahl der Türken auf 270,000 Mann mit 300 Geschützen. Die Vorstädte, die sich unmöglich halten ließen, waren schon fünf Tage vorher geräumt und niedergebrannt worden, die Stadt selbst hatte nur eine einfache Rundmauer ohne Basteien; die Besatzung war allerdings in den letzten Tagen noch etwas verstärkt worden, da zu Schiff 6000 Mann Reichstruppen eingetroffen waren, aber betrug nicht mehr als etwa 16,000—18,000. Ferdinand befand sich in Oberösterreich; der junge Pfalzgraf Philipp erhielt das Ehrenpräsidium im Kriegsrat, den eigentlichen Oberbefehl führte der greise Graf Niklas Salm und neben ihm sein Schwager Wilhelm von Rogendorf, für die Ordnung in der Stadt sorgte der Bürgermeister Wolfgang Treu. Tag und Nacht wurde die Stadt mit einem Hagel von Kugeln und Pfeilen überschüttet und unter der Erde gruben die Feinde Minen, um durch Sprengung die Mauer zum Falle zu bringen. Aber die Verteidiger stellten Wasserbecken und Trommeln in den Kellern auf, um die geringste Bewegung unter dem Boden zu erlauschen. Man grub Gegenminen, überraschte die feindlichen Arbeiter und nahm ihnen einmal acht Tonnen Pulver in einer einzigen Mine weg. Es folgte Sturm auf Sturm, einer furchtbarer als der andere, am 9., 11., 12. Oktober; sie wurden alle abgeschlagen. Am 9. war es den Türken gelungen, durch Auffliegen zweier Minen in die Stadtmauer so breite Breschen zu legen, daß 24 Mann zugleich eindringen konnten; aber Salm und Katzianer warfen sie nach einem mehr als einstündigen Kampfe zurück. Der 11. Oktober allein kostete den Osmanen 11,000 Mann. Am 14. befahl Soliman noch einen letzten Sturm. Schon mußte man die Soldaten mit Prügeln und Säbeln vorwärts treiben und durch das Versprechen hoher Belohnungen anfeuern. Wieder flogen Minen auf, wieder suchten die Türken durch die gerissenen Lücken voranzustürmen, aber Reischach und Salm, der durch einen abspringenden Stein am Schenkel verwundet wurde, schlugen alle Angriffe ab. In der folgenden Nacht wurde das türkische Lager angezündet, es war das Zeichen des Rückzuges; aber auch Tausende von Gefangenen wurden in die Sklaverei geschleppt oder erbarmungslos hingeschlachtet. Am 15. Oktober läuteten nach langem Schweigen alle Glocken Wiens und wurde das Geschütz auf den Wällen gelöst. Schon am 25. Oktober erreichte der Sultan Ofen. Seinem Schützling Zäpolya versprach er, wenn mit Ferdinand kein Friede zustande käme, ihn im nächsten Sommer mit noch größerer Macht zu unterstützen. In dieser denkwürdigen dreiwöchentlichen Belagerung hatten die Osmanen 40,000 Mann verloren. „Ich weiß," sagte Soliman eines Tages zu einem ungarischen Gesandten, „ich weiß, daß die christlichen Mächte mehr als einmal drohende Wolken über den Häuptern meiner Vorfahren, des Volkes Mohammeds, aufgehäuft haben; aber diese Wolken entsenden keinen Blitz." Diesmal traf der Blitz schrecklich das Haupt des Christenfeindes und Soliman mußte er-

7. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 120

1910 - Regensburg : Manz
120 Soliman stirbt vor Sziget. erdrosselt auf dem Boden liegen. Der Sultan geht auf Dschihangir zu. „Unnatürlicher Vater!" ruft dieser, „statt eines Grabes sollst du zwei gegraben haben." Mit diesen Worten stößt er sich den Dolch ins Herz und sinkt tot aus den noch zuckenden Leichnam seines Bruders. Ein Aufruhr droht im Lager auszubrechen. Entrüstet verlangen die Soldaten den Kopf Rustem Paschas, dem sie die Schuld zuschreiben. ' Soliman schickt ihn bloß in die Verbannung. In der Stadt Brussa lebte ein zwölfjähriger Sohn Mustafas, namens Ibrahim. Auch über ihn spricht Soliman das Todesurteil. Ein Verschnittener entreißt ihn durch List den Armen seiner Mutter, führt ihn an einen abgelegenen Ort und zeigt ihm die todbringende Schnur mit den Worten: „Der Sultan hat deinen Tod befohlen." „ Dieser Befehl ist mir so heilig, als wenn er von Gott selbst käme,"" entgegnet Ibrahim, hält dem Henker den Hals hin und der Verschnittene erdrosselt ihn. _ Soliman beschloß sein Leben mitten im Kriege. Mit Maximilian Ii., dem Sohne und Nachfolger Ferdinands, hatte er 1562 einen achtjährigen Frieden geschlossen. Aber als die Partei Zäpolyas die Feindseligkeiten gegen den Kaiser fortsetzte und der kaiserliche Feldherr Lazar Schwendi Tokay, Szathmär und anderere Städte eroberte, begann Soliman noch einmal den Kampf und führte, obwohl durch Alter und Podagra geschwächt, so daß er weder stehen noch zu Pferde sitzen konnte, und auch geistig sehr herabgekommen, persönlich sein Heer gegen Semlin heran. Infolge der Vernichtung einer kleinen türkischen Heeresabteilung durch Niklas Zriny, den Kommandanten von Sziget, wandte er sich gegen diese Festung. Allein Zriny, entschlossen, die ihm anvertraute Festung bis zum letzten Blutstropsen zu verteidigen, wußte auch seine Besatzung, etwas mehr als 2000 ungarische Soldaten, mit demselben Geiste zu erfüllen, der feine Heldenbrust durchglühte. Den Angriffen der Türken welche die Sümpfe und Gräben mit Erdsäcken und Holz ausfüllten, wurde der hartnäckigste Widerstand entgegengesetzt. Doch mußte bald, am 9. August, die Neustadt geräumt und angezündet werden, am 19. erstürmten die Türken auch die Altstadt,' aber zwei Stürme, welche diese in den letzten -Lagen des August auf das Schloß unternahmen, wurden mit großem Verluste derselben zurückgeschlagen. Schon dauerte die Belagerung einen Monat. Erbittert über den tapfern Widerstand der Christen schrieb Soliman eigenhändig an den Großwesir: „3st dieser Schornstein denn noch nicht ausgebrannt und tönt denn noch nicht die Pauke bet Eroberung?" Allein er erlebte den Fall der Festung, deren Eroberung ihm 18,000 Reiter und 7000 Janitscharen gekostet haben soll, nicht mehr. Schon in der Nacht vom 5. auf den 6. September war er gestorben. Am 7. schickten sich die Türken zum letzten Sturme an, nachdem sie am Morgen auch die innerste Abteilung des Schlosses in Brand gesteckt hatten. Eine Stunde vor der Einnahme der Stadt, als alle Hoffnung auf Rettung verloren war, zog Zriny seine schönsten Kleider an, steckte die Schlüssel der Tore in die Tasche, ergriff den Ehrensübel, den Kaiser Ferdinand ihm früher als Belohnung für eine ausgezeichnete Heldentat geschenkt, hob Augen und Waffe gen Himmel und rief dreimal den Namen ^esus an. „solange ich diesen Arm bewegen kann," sprach er, „soll mir niemand die Schlüssel Szigets noch den Säbel entreißen, mit dem ich mir den ersten Ruhm erworben habe. So werde ich vor Gott treten, um von ihm gerichtet zu werden, und die Türken sollen mich nur als Leiche in ihre Gewalt bekommen!" Er macht mit seinen letzten Truppen einen Ausfall aus der Stadt, stürzt sich mitten unter die Feinde, tötet eine große Anzahl Türken und fällt, von zwei Kugeln in der Brust und einem Pfeil im Kopse getroffen. Mit Recht glänzt der Name Zrinys unter den ruhmreichsten in den Annalen von Ungarn. Die Leiche Lolimans wurde feierlich nach Konstantinopel gebracht. Seine Regierung, die sechvundvierzig yahre dauerte, zeichnete sich durch glänzende Taten und große Verbrechen

8. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 221

1910 - Regensburg : Manz
Magdeburg gegen den Kaiser. Tillys Abmahnungsschreiben. 221 entlassen, die Trnppen des Kaisers und der Liga dnrch die Besetzung von ganz Norddeutschland vereinzelt und zersplittert. So konnte ein großer Feldherr wie Gustav Adolf an der Spitze eines vereinigten Heeres rasch Fortschritte machen und bereits am 3. April 1631 das wichtige Frankfurt an der Oder erstürmen. Gegen diesen Andrang suchte Tilly in dem noch wich-tigeren Magdeburg einen festen Stützpunkt. Der Besitz Magdeburgs schien militärisch vom höchsten Werte, weil die Festung der Schlüssel der Elbe war. Ebenso groß war die moralische Bedeutung Magdeburgs als Herd eines Feuereifers für die protestantische Sache, wie er sonst nirgends in ganz Deutschland gefunden wurde. Der ehemalige Administrator des Erzbistums, Christian von Brandenburg, vom Kaiser abgesetzt und geächtet, hatte sich zu Gustav Adolf geflüchtet und Hilfe erbeten. Der König gab ihm den Rat, sich mit Feindseligkeiten gegen den Kaiser nicht zu übereilen, sondern lieber nach Wien zu gehen, scheinbar zu unterhandeln und sich allmählich wieder in den Besitz des Erzstiftes zu setzen. Das ließ aber die Ungeduld des Mannes nicht zu. Schon etliche Wochen nach Gustavs Landung kehrte er nach Magdeburg zurück, wurde mit großem Jubel empfangen und begann sosort eine ebenso unkluge als unzeitige Agitation gegen den Kaiser. Durch offene Briefe wurden die Untertanen des Erzstiftes aufgefordert, alle Feinde der evangelischen Religion als Landesfeinde auszuschaffen und mit allgemeinem Sturmlaufe allerwärts zu verfolgen. Die Werbefahne wurde aufgesteckt, der Zulauf war groß, in kurzem hatte der Administrator sich wieder der meisten Städte und Schlösser des Erzstiftes bemächtigt. Aber eines fehlte, worauf man gerechnet hatte, Gustav Adolfs Beistand. Schon rückten die Kaiserlichen von allen Seiten heran und der Schwedenkönig erschien nicht. Anstatt eines Heeres hatte er nur einen Offizier gesandt, den Oberst Dietrich von Falkenberg, um die Leitung der Verteidigungsanstalten zu übernehmen. Diese waren in mangelhaftem und verworrenem Zustand. Der Magistrat hielt mit dem Geld zurück, desto freigebiger war er mit Worten und Erklärungen wider den Kaiser. Tilly erlief; am 29. Dezember 1630 ein Abmahnungsschreiben an die Stadt, „er habe das Kommando über die kaiserliche Armee in den niederländischen Revieren übernommen und ermahne sie namens des Kaisers ernstlich, seines Teils aber wohlmeinend, von den wider den Kaiser und das Reich seither verübten, ohne Zweifel aus friedhäfsiger Leute Überredung und Verleitung hergefloffenert unverantwortlichen Handlungen abzustehen und die unnötigerweise ergriffenen Waffen niederzulegen, zumal sie nicht die geringste Ursache zu einiger Widersetzlichkeit haben. Sollte sie diese Erinnerung nicht fruchten lassen, so werde sie ihren gänzlichen Ruin und Untergang unfehlbar zu gewärtigen haben wie alle diejenigen, die sich dem Kaiser als ihrer von dem Allmächtigen vorgesetzten Obrigkeit widersetzt, aus Gottes gerechtem Verhängnis jederzeit hart gestraft worden, wie solches durch lebendige Exempel, daran man sich billig spiegeln sollte, genugsam zutage gebracht werde." Noch während der Belagerung, welche Ende März ihren Anfang nahm, erließ Tilly ähnliche Aufforderungen, das bevorstehende Unglück abzuwenden und eine Kapitulation zu schließen, da die Stadt keinen Entsatz zu hoffen habe. Der Magistrat antwortete ablehnend, begehrte jedoch zuletzt Pässe für Abgeordnete, die er an den Kurfürsten von Brandenburg und an die Hansestädte schicken wollte, um ihren Rat über die von dem kaiserlichen Feldherrn geforderte Unterwerfung einzuholen. Tilly war sogleich bereit, Passe zu erteilen, erklärte aber auch, daß er den Gang der Belagerung nicht hemmen könne. Da die Gesandten am 18. noch nicht abgereist waren, wiederholte er an diesem Tage seine dringenden Vorstellungen, dem unzweifelhaft bevorstehenden Unglücke durch rechtzeitige Kapitulation zuvorzukommen. Die Machthaber in der Stadt waren aber der Meinung, daß der König von Schweden sich nähere, und sahen mit jedem Augenblicke dem Entsätze entgegen. Es lag

9. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 223

1910 - Regensburg : Manz
Der Kampf in den Straßen. Pappenheim und Tilly unschuldig am Brande der Stadt. der Ergebung aufhissen. Pappenheim aber, in der Besorgnis vor abermaligem Gegenbefehl, eilte zu feinen wallonischen Regimentern, die gegen die Bastei an der Neustadt aufmarschiert waren, und ohne das bestimmte Signal der Kanonen abzuwarten, ließ er von einigen Auserlesenen den Wall an einer Stelle ersteigen, wo der Graben trocken lag und die Brüstung abgängig war. Die schwach besetzte Torwache wurde niedergemacht und die Pappenheimer befanden sich in der Stadt, ehe noch auf den drei andern Seiten die Schlachthaufen sich in Bewegung setzten. Der Oberst von Falkenberg, der den Eingedrungenen entgegeneilte, wurde verwundet und in ein Haus getragen; man hörte nichts mehr von ihm. Der Administrator, der schon am frühen Morgen bei Besichtigung der Wachen von einer Kartaunenkugel am Schenkel gestreift worden war, wurde, als er auf den Lärm von dem Eindringen der Feinde aus seinem Quartier trat, von einem Trupp kaiserlicher Soldaten gefangen genommen, auf ein Pferd gefetzt und über den Wall zur Stadt hinaus ins Lager geschleppt. Dennoch leisteten die erwachten Bürger Widerstand, schossen aus den Häusern und wehrten auf mehreren Punkten die Stürmenden ab. Gegen zwei Stunden dauerte dieser Kampf in den Straßen, der den Pappenheimern gegen 1000 Mann an Toten und Verwundeten kostete, bis sie des Widerstandes Meister wurden, die geschlossenen Tore von innen mit Petarden sprengten und die Verteidiger zwischen zwei Feuern erlagen. Um 10 Uhr war die ganze Stadt in den Händen der Feinde. Auch der Schwedenkönig hatte seinen Truppen in dem eroberten Frankfurt, obwohl es eine protestantische Stadt war und er den Kurfürsten von Brandenburg sich zum Freunde machen wollte, als Arbeitslohn eine dreistündige Plünderung gestatten müssen1) und die kaiserlichen Feldherren mochten weder imstande noch geneigt sein, zugunsten der Magdeburger ihren Leuten den kriegsüblichen Preis für das vollbrachte Werk zu versagen; aber das Unglück wurde dadurch grenzenlos, daß die Truppen hier mit dem Bürger selbst als mit ihrem eigentlichen Feinde zu tun hatten, daß in den Straßen heiß gekämpst, aus den Häusern geschossen und vor Überwältigung des Widerstandes keinerlei Abkommen getroffen worden war, daß endlich in den ersten Stunden an mehreren Orten Feuer ausbrach, welches durch einen sich erhebenden Sturmwind schnell nach allen Richtungen sich verbreitete. Pappenheim hatte zwar aus militärischen Gründen ein paar Häuser hart bei der hohen Pforte anzünden lassen; aber nach den Berichten der Augenzeugen brannten diese geradeaus wie Kerzen. Nicht lange nachher versicherte der Feldmarschall bei einem Gastmahle unter ernster Beteuerung, daß er an Magdeburgs Zerstörung unschuldig sei. Wem wäre es erlaubt, eine Versicherung eines so geradsinnigen Charakters anznzweiseln? Ebensowenig kann Tilly irgend eine Schuld zugerechnet werden. In seinem Schreiben an den Kurfürsten sagt er: „Darauf hat sich ein großes Unglück zugetragen, indem während des Stürmens in der Stadt eine große Feuersbrunst, so die Feinde wegen des hin und wieder eingelegten Pulvers zu dem Jntent, wie der Gefangenen Aussage insgemein verlautet, daß sie den Unsrigen nicht zu gut kommen, mit Fleiß und ex malitia verursachet, entstanden." Unabhängig vom *) „Hätten sich die Frankfurter gegen die Schweden gewehrt, wie die Magdeburger gegen Tilly und Pappenheim, was würde dann aus Frankfurt geworden sein? Sicherlich ein Schutthaufen wie Magdeburg." Gfrörer. Übrigens berichtet ein schwedischer Bericht von Frankfurts Eroberung: „Außer zwei Pfarrhäusern und der Kirche ist weder des Rathauses noch einiger Menschen Wohnung verschont, Kisten und Kasten erbrochen ... die meisten Menschen bis aufs Hemd ausgezogen und dergestalt prozediert worden, daß Ihre Majestät die Plünderung endlich mit Prügeln ablegen müssen, auch der geschehene Schaden mit vielen Tonnen Goldes nicht erstattet werden kann." Und das geschah von Gustav Adolf an einer protestantischen Stadt! An weiteren Beispielen für die furchtbare Sitte einer schrecklichen Zeit ist die Geschichte nicht arm.

10. Charakterbilder aus der Geschichte der Apostasie der Völker - S. 336

1910 - Regensburg : Manz
336 Schlacht bei Roßbach, Leuthen, Zorndorf. Roßbach in der Nähe von Weißenfels so rasch und unerwartet an, daß die noch auf dem Marsche begriffene Armee sich gar nicht entfalten konnte. In zwei Stunden war die ganze Schlacht entschieden. Die Franzosen flohen übereilt nach dem Rheine und Georg Ii. hob drei Wochen später die Konvention von Kloster Seven wieder auf. Unterdessen hatten sich die Dinge in Schlesien für Preußen sehr ungünstig gestaltet. Die Österreicher eroberten am 12. November Schweidnitz, am 24. mußte sich auch Breslau ihnen ergeben; ganz Schlesien schien für Friedrich verloren. Da führte der König, der nach Sachsen gegangen, von Görlitz aus sein kleines Heer — die Österreicher nannten es spottend die Potsdamer Wachtparade — nach Schlesien gegen den vielmal stärkeren Feind und am 5. Dezember erfocht er bei Le uth en über Daun einen glänzenden Sieg. Daun hatte, wie versichert wird, vom Vormarsch ausdrücklich abgemahnt, aber Karl v. Lothringen, ein trefflicher, liebenswürdiger und ritterlicher, doch im Felde niemals glücklicher Herr, hatte sich mehr von einem angriffsweisen Vorgehen versprochen und die Schlachtliuie ungebührlich weit, über eine deutsche Meile, ausgedehnt. Mit einer Husarenabteilung brach der König noch an demselben Abend nach Lissa ans. Mit wenigen Begleitern ritt er über die Zugbrücke nach dem Schlosse. An der Türe kamen ihm viele österreichische Offiziere mit Lichtern entgegen. Es wäre ein leichtes gewesen, ihn zu töten oder gefangen zu nehmen. Er aber sagte kaltblütig: »Bon soir, Messieurs! Sie haben mich hier wohl nicht erwartet? Kann man denn noch mit unterkommen?" Die Österreicher waren verwirrt, und da Friedrichs Generale gleich darauf nachkamen, wurden sie gefangen genommen. Vierzehn Tage darauf ergab sich auch Breslau und in kurzem war ganz Schlesien bis auf Schweidnitz in den Händen der Preußen. Auch die Rusfen hatten wieder ganz Preußeu bis auf Memel geräumt und Friedrich konnte ruhig in Sachsen die Winterquartiere beziehen. Der Oberbefehl über das englisch-hannoversche Hilssheer war bereits im November ans Friedrichs Wunsch dem Herzog Ferdinand von Brauuschweig übertragen worden. Dieser verdrängte die Franzosen, die bereits Magdeburg bedrohteu, vou der Elbe, und als ein französisches Heer unter dem Grafen Clermont über den Rhein heranrückte, zog er demselben im Februar 1758 entgegen und trieb es über den Rhein zurück. Am 23. Juni schlug er Clermont bei Krefeld und drang fogar über den Rhein in die österreichischen Niederlande vor. Als jedoch Soubise zu Hilfe zog, mußte der Herzog zurückgehen und sich mit der Vcr teidigung von Westfalen und Hannover begnügen. Auch Friedrich hatte den Feldzug früh begonnen. Nachdem er im April Schweidnitz erobert, drang er in Mähren ein.und belagerte Olmütz; er mnßte sich jedoch vor Dann, der mit starker Macht heranrückte, nach Schlesien zurückziehen. Im Lager bei Landshnt erfuhr er, daß die Russen den Krieg wieder begonnen hatten. Der russische General Ferrnor hatte ganz Preußen in Besitz genommen, war in die Neumark eingedrungen und bombardierte Küstrin. Der König mußte daher seinen Erblanden zu Hilfe eilen und am 26. August stand er mit 30,000 Mann dem 50,000 Mann starken russischen Heere bei Zorndorf gegenüber. Es war die schrecklichste Schlacht im ganzen Kriege. Sie währte von 9 Uhr morgens bis abends 10 Uhr. Friedrich hatte verboten, Pardon zu geben; er hatte die Brücken abbrechen lassen, um den Russen den Rückzug zu sperren. Das Gemetzel war fürchterlich. Die Russen verloren 939 Offiziere, 19,000 Tote und Verwundete, über 100 Kanonen und 27 Fahnen; aber auch die Preußen hatten einen Verlust von 11,300 Mann und 26 Kanonen. Doch sie hatten gesiegt und dies verdankten sie besonders der von Seydlitz geführten Kavallerie. Fermor mußte sich nach Polen und Preußen zurückziehen und der König eilte nun feinem Bruder, dem Prinzen Heinrich, zu Hilfe, der in Sachsen von Daun hart bedrängt wurde. Dann zog sich in ein festes Lager bei Stolpen, dann bei
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